Mythos 5

Ich hoffe doch sehr, dass dieser Mythos weitestgehend ausgerottet ist. Wir möchten eine gute Bindung zu unserem Hund haben und würden mit solch alten Glaubenssätzen nicht gerade dazu beitragen.

Apropos Bindung, hier eine kleine Exkursion: Die Begriffe „Bindung“ und „Beziehung“ werden gerne verwechselt. Eine Beziehung ist nicht zwingend eine Bindung, eine Bindung ist aber immer eine Beziehung. Bei der Beziehung unterscheiden wir in die Kategorien Dominanz, Führung und Freundschaft. Wir sollten mit unserem Hund eine Führungsbindung anstreben. Der eine Part folgt aus Überzeugung auf Grund der Führungsqualitäten des anderen.

Merkmale einer guten Führung sind u.a. Souveränität, Ruhe und Fairness, was dem Partner Sicherheit vermittelt. Hier ist keine Gewalt nötig, ein respektvoller Umgang ist für beide Seiten von Nutzen. Ein Hund hat kein gesteigertes Interesse an Auseinandersetzungen, denn sie wären in der freien Natur unter Umständen lebensgefährlich.

Womit ich auch gleich beim nächsten Thema bin: In einer frei lebenden Gemeinschaft wird ein Mitglied nur dann von der Gruppe ignoriert, wenn die Ressourcen so knapp sind, dass ein Überleben für alle nicht gesichert ist. Der (meist) junge Rüde wird durch das konstante Ignorieren zum Abwandern gezwungen. Ihr könnt euch nun vorstellen, dass dies nicht häufig vorkommt. Ich hoffe, dass ihr den gut gemeinten Ratschlag, den Hund mehrere Stunden oder gar Tage zu ignorieren, durch diese Information in einem anderen Licht seht.

Durch solch ein Verhalten wird einem Hund die sichere Basis genommen, er hat von uns in seinen Augen nichts mehr zu erwarten. Da unsere Lebensweise ihn dazu zwingt, nicht abwandern zu können, muss er mit uns weiter zurecht kommen. Man sollte sich dann aber nicht wundern, wenn der Hund auf die Idee kommt, sich noch mehr vom Halter zu distanzieren und sich gegebenenfalls „selbst um Probleme kümmert“.

Das klingt jetzt sehr hart, natürlich weiß ein Hund um den Nutzen der Beziehung. Wir fügen der Bindung jedoch eventuell einen großen Schaden zu. Bitte unterscheidet auch, dass man manch unerwünschtes Verhalten durch Ignorieren löschen kann. Hier ignoriere ich aber das Verhalten über einen kurzen Zeitraum und nicht den Hund als Sozialpartner über einen langen Zeitraum.

Ihr seht, wie komplex das Thema ist, und wie wichtig es ist, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn ihr mit einem Problem nicht weiterkommt. In diesem Bericht ist alles nur in kurzen Zügen erklärt, auf die Bindung bin ich hier noch nicht eingegangen, ein ausführlicher Bericht würde in dieser Reihe den Rahmen auch sprengen. Vielleicht konnte ich euch ja ein bisschen weiter helfen, schreibt gerne eure Meinung dazu. 🙂

Nächste Woche geht es ums Spielen!

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