Mythos 11

So, hier der letzte Mythos. Habt ihr einen vermisst? Dann schreibt mir und ich werde ihn mit aufnehmen.

Eine Auseinandersetzung zwischen Hunden ist etwas völlig Normales. Ein Konflikt wird geklärt, worauf ich bereits bei der Dominanz (Mythos 7) kurz eingegangen bin. Nachdem der Konflikt hündisch „ausdiskutiert“ wurde, wird schnell wieder aufeinander zugegangen oder ein Dritter übernimmt diesen Part und muntert den „Verlierer“ wieder auf.

Es wird Versöhnungsverhalten gezeigt, wozu u.a. eine erneute freundliche Annäherung, soziale Körperpflege und Kontaktliegen gehören. Das ist ein weiterer Grund, warum das Ignorieren für einen Hund keinen Sinn ergibt. Zumindest kann er dadurch nicht das lernen, was wir ihm damit beibringen möchten (siehe auch Mythos 5).

Wenn ein Hund Aufmerksamkeit forderndes Verhalten zeigt, kann ich eine sogenannte „aktive Pause“ von Interaktionen trainieren. Hier muss allerdings zunächst das zu Grunde liegende Verhalten des Hundes unter die Lupe genommen werden. Danach kann ich das Signal Schritt für Schritt aufbauen. Das kann ebenso geeignet sein für Hunde, die ständig etwas erwarten und daher schlecht entspannen können.

Ebenso gibt es die Möglichkeit, unerwünschtes Verhalten durch Ignorieren zu löschen. Aber Vorsicht, Verhalten kann selbstbelohnend sein, das heißt der Hund belohnt sich durch das gezeigte Verhalten und es ist daher nicht löschbar. Im besten Fall lässt der Hund das Verhalten, z.B. Anspringen bei der Begrüßung, bleiben, er weiß dann aber immer noch nicht, was er stattdessen tun soll. Ich möchte erneut (wie in Mythos 5) erwähnen, dass es jedoch ein großer Unterschied ist, ob ein Verhalten oder ein Sozialpartner ignoriert wird! Außerdem bin ich beim Ignorieren nicht mehr im positiven Training, sondern in der negativen Strafe. Bei der negativen Strafe nehmen wir dem Hund etwas Angenehmes weg (in diesem Fall Aufmerksamkeit) und dies löst bei ihm Enttäuschung aus.

Auf die Frustrationstoleranz bin ich bereits kurz in Mythos 6 eingegangen. Es ist wichtig, dass der Hund lernt, etwas Unangenehmes auszuhalten, damit er manche Situationen nicht mehr als frustrierend wahrnimmt. Frustrationstoleranz ist allerdings etwas anderes als die weit bekannte Impulskontrolle. Nachfolgend zwei Beispiele, um den Unterschied zu erklären:

  1. Bei der Frustrationstoleranz wird dem Hund etwas vorenthalten oder weggenommen. Der Hund möchte z.B. unbedingt an einer bestimmten Stelle schnüffeln, ich nehme ihn aber weiter mit. Er lernt, dass es nicht schlimm, bzw. normal ist, sein eigenes Bedürfnis einmal nicht auszuleben.
  2. Bei der Impulskontrolle muss der Hund lernen, sich zu kontrollieren. Das heißt, ich gebe meinem Hund z.B. das Signal „Platz“ und er muss liegenbleiben. Ich rolle einen Ball und warte, bis er liegen bleibt. Der Hund darf erst auf mein Signal hin aufstehen und sich den Ball holen. Das heißt, er lernt das zu bekommen, was er möchte, wenn er sich zurück nimmt.

Frustrationstoleranz ist eine sehr wichtige Lernerfahrung für jeden Hund. Wenn ein Hund lernt, alles zu bekommen, was er möchte, wird er es in einer Gemeinschaft schwer haben. Das kennen wir auch von Kindern, die nicht gelernt haben, zu verzichten oder zu teilen. Es ist wünschenswert, ein entspanntes Miteinander zu fördern. Daher gehören für mich zu den wesentlichen Dingen, die ein Welpe lernen und machen sollte, ein ausgewogenes Spiel und somit die Beißhemmung, sowie Frustrationstoleranz und Entspannung.

2 Gedanken zu „Mythos 11

  • 05/04/2021 um 16:07 Uhr
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    Sehr gut erklärt, ist gut zu verstehen.

    Antwort
    • 27/04/2021 um 14:49 Uhr
      Permalink

      Schön, das freut mich. Vielen Dank für das Feedback 🙂

      Antwort

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